Dekubitus

Dekubitus

Dekubituswunden sind Bereiche lokalisierter Schädigungen der Haut und der darunter liegenden Gewebeschichten, welche durch Druck, Scherkräfte, Reibung oder einer Kombination dieser Faktoren verursacht werden.

Das European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP) and National Pressure Injury Advisory Panel (NPIAP) definieren verschiedene Dekubitusstadien.

Stadium 1: Nicht-wegdrückbares Erythem bei intakter Haut

Intakte Haut mit einem lokalen Bereich mit nicht wegdrückbarer Rötung, welches bei dunkel pigmentierter Haut anders aussehen kann.

Stadium 2: Teilzerstörung der Haut mit freiliegender Dermis

Das Wundbett ist durchblutet, rosa oder rot, feucht. Es kann auch als geschlossene oder offene serumgefüllte Blase in Erscheinung treten. Fett und tiefere Gewebe sind nicht sichtbar.

Stadium 3 Dekubitus: Vollständiger Verlust der Haut

Vollständiger Hautverlust, bei dem im Ulkus Fettgewebe sichtbar ist und häufig Granulationsgewebe und Epibole (gerollte Wundränder) vorhanden sind.

Stadium 4 Dekubitus: Vollständiger Haut- und Gewebeverlust

Vollständiger Haut- und Gewebeverlust bei exponierten oder direkt tastbaren Faszien, Muskeln, Sehnen, Bändern, Knorpel oder Knochen im Ulkus.

Nicht zuzuordnender Dekubitus: Verdeckter vollständiger Haut- und Gewebeverlust

Ein vollständiger Haut- und Gewebeverlust, bei dem das Ausmaß der Gewebeschädigung nicht beurteilt werden kann, weil es durch Beläge und Schorf verdeckt ist.

Tiefe druckbedingte Gewebeschädigung (DTPI): durchgehend nicht wegdrückbare tiefrote, kastanienbraune oder violette Verfärbung

Intakte oder nicht-intakte Haut mit einem lokalen Bereich mit durchgehend nicht wegdrückbarer tiefroter, kastanienbrauner, violetter Verfärbung oder epidermaler Abtrennung, welche ein dunkles Wundbett oder eine blutgefüllte Blase zeigt. Schmerzen und Temperaturveränderungen gehen diesen Hautfarbveränderungen oft voraus.

Ursachen/Risikofaktoren

Es gibt viele Faktoren, die die Entstehung eines Dekubitus begünstigen können. Reduzierte Mobilität ist einer der wichtigsten Risikofaktoren. Doch auch Durchblutungsstörungen wie sie z.B. bei Patienten mit Diabetes vorkommen sind ein bedeutender Risikofaktor. Weitere dekubitus-begünstigende Einflüsse sind falsche Lagerungstechniken, fehlende oder übertriebene Körperhygiene, Feuchtigkeit, fortgeschrittenes Alter und ein schlechter Ernährungszustand.

Häufigkeit/Vorkommen

Dekubituswunden sind ein weitverbreitetes Phänomen. Internationale Studien berichten Prävalenzen in Krankenhäusern von 2,2 % bis hin zu 24,7 %. In Pflegeheimen liegt die Häufigkeit von Dekubituswunden ebenfalls bei etwa 3,1 % bis 16,9 %. PatientInnen auf Intensivstationen haben ein höheres Dekubitusrisiko als PatientInnen anderer Stationen. In Abbildung 1 wird die Häufigkeit von Dekubituswunden bei RisikopatientInnen Geschlecht in österreichischen im Jahr 2019 dargestellt.

Abbildung 1 Dekubitusprävalenz bei RisikopatientInnen nach Geschlecht
Abbildung 1 Dekubitusprävalenz bei RisikopatientInnen nach Geschlecht

Folgen

Dekubituswunden stellen schwerwiegende Gesundheitsprobleme dar, welche zu einer verlängerten Aufenthaltsdauer, einem erhöhten Pflegeaufwand und der Reduzierung von Lebensqualität führen können. Daraus folgen u.a. auch erhöhte Kosten. Diese belaufen sich für die Behandlung eines Dekubitus auf 7 bis 470 Euro pro Tag abhängig von der Einrichtungsart (Krankenhaus, Pflegeheim etc.).

Literatur

Dekubitus
  • European Pressure Ulcer Advisory Panel, National Pressure Injury Advisory Panel and Pan Pacific Pressure Injury Alliance. Prevention and Treatment of Pressure Ulcers/Injuries: Quick Reference Guide. Emily Haesler (Ed.). EPUAP/NPIAP/PPPIA: 2019.
Ursachen/Risikofaktoren
  • Coleman et al. 2013, ‘Patient risk factors for pressure ulcer development: Systematic review’. International Journal of Nursing Studies, vol. 50, no. 7, pp. 974-1003.
Häufigkeit/Vorkommen
  • Carryer J, Weststrate J, Yeung P, Rodgers V, Towers A, Jones M. Prevalence of key care indicators of pressure injuries, incontinence, malnutrition, and falls among older adults living in nursing homes in New Zealand. Research in nursing & health. Dec 2017;40(6):555-563.
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  • Lohrmann C (2019) Pflegequalitätserhebung 2.0 12. November 2019. Graz. Institut für Pflegewissenschaft. Medizinische Universität Graz.
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Folgen
  • Demarre L, Van Lancker A, Van Hecke A, et al. The cost of prevention and treatment of pressure ulcers: A systematic review. International journal of nursing studies. Nov 2015;52(11):1754-1774.
  • Sebba Tosta de Souza DM, Veiga DF, Santos ID, Abla LE, Juliano Y, Ferreira LM. Health-Related Quality of Life in Elderly Patients With Pressure Ulcers in Different Care Settings. Journal of wound, ostomy, and continence nursing : official publication of The Wound, Ostomy and Continence Nurses Society. Jul-Aug 2015;42(4):352-359.
  • Vetrano DL, Landi F, De Buyser SL, et al. Predictors of length of hospital stay among older adults admitted to acute care wards: a multicentre observational study. European journal of internal medicine. Jan 2014;25(1):56-62.

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